Für dieses Jahr hatten wir uns etwas ganz Besonderes vorgenommen - einen Törn von Enkhuizen nach Deutschland und zurück. Unser Ziel war es möglichst viele der niederländischen und deutschen Inseln anzulaufen. Mit 18 Tagen sollte es unser längster Törn werden.
Damit die Erinnerungen an die schönen Stunden länger lebendig bleiben, habe ich diesen kleinen Bericht geschrieben.
Viel Vergnügen bei der Lektüre
Euer „Zahlmeister“
Heiner
Vorwort
Mittwoch, den 2.6.2010
Gegen 16:00 Uhr trudelten die ersten unserer Crew in Enkhuizen ein. Leon kam um 18:30 Uhr von einer Regatta zurück - natürlich wieder einmal als strahlender Sieger.
Nachdem wir unser Gepäck an Bord verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg zu Albert Heijn um uns mit Proviant zu versorgen. In der Vergangenheit hatten wir uns immer anhand einer Einkaufsliste beliefern lassen. Dabei haben wir so manches Wunder erlebt. Nicht immer wurden uns die Kisten geliefert, die wir bestellt hatten - ich erinnere nur an unseren “Bananentörn”. Nachdem Albert Heijn den Lieferservice eingestellt hatte, haben wir unsere Vorgehensweise geändert und kaufen nun selbst ein. Im Ergebnis erhalten wir damit genau die Sachen, die wir haben wollen. Mit drei Einkaufsgruppen ist die Aufgabe recht schnell gelöst. Einzig für die Kassiererin bedeutet es immer einen kleinen Schock, wenn wir mit vier bis fünf prall gefüllten Wagen an der Kasse auftauchen.
Zurück an Bord verstauten wir die Lebensmittel wo auch immer sich ein Platz anbot. Bei einem Proviant für knapp drei Wochen kommt so einiges zusammen. Nach getaner Arbeit gönnten wir uns ein oder mehrere Bierchen.
Zum Abendessen gab es Linseneintopf, den Anke zu Hause vorbereitet hatte.
Donnerstag, den 3.6.2010
Start: Enkhuizen
Zeit: 10:54 h
Trip Time: 6:47 h
Trip Odo: 37,1 sm
Trip Dog: 23,8 sm
AV-Speed: 5,5 sm/h
max Speed: 7,5 sm/h
Ziel: Makkum
Rudergänger: Leon
Zeit: 18:34 h
Anleger: Am Kai
Odo gesamt: 37,1 sm
Dog gesamt:23,8 sm
Zwischenziel Stavoren
Ankunft: 14:30 h
Abfahrt: 15:14 h
Am Morgen wurden wir von der Sonne geweckt, der Himmel war wolkenlos. Gunda und Sebastian holten Brötchen. Leon ging noch einmal in den Ort, um einen neuen Kartensatz für die deutschen Gewässer zu kaufen. Im Watt verändert sich jedes Jahr so viel, dass man ohne aktuelle Karten schnell in Probleme kommen kann.
Inge hatte sofort - wie gewohnt - die Regie in der Küche übernommen. Wie im Hotel gab es Rührei, frische Rohkost, selbst gemachten Fleischsalat und vieles mehr. Nach Frühstück brachten wir unsere Autos nach Westwoud auf Leons Bauernhof - ein kluge Entscheidung, wie sich im Laufe des Törns noch herausstellen sollte.
Kurz vor 11:00 Uhr legten wir ab. Obwohl wir spät dran waren, waren wir nicht die letzten. Der Maat auf der Waterwolf nahm sich scheinbar viel Zeit für Trockenübungen mit der Crew. Sie legten kurz nach uns ab.
Der Wind kam anfangs aus NNO mit 14 Knoten - das war mehr als wir erwartet hatten. Die grobe Richtung war klar - Norden. Damit war klar, daß wir kreuzen mußten. Es ging gut voran. Mit Vollzeug fuhren wir so um die 6 Knoten hoch am Wind.
Es wurde Zeit den Wateralmanak zu befragen, wie die Tide z.Zt. steht. Für Harlingen war für den nächsten Tag um 15:00 Uhr hoch angesagt. Zwei Stunden vorher kann man losfahren. Bei Texel ist die Flut drei Stunden früher - also deutlich günstiger für uns. Der Wind stand ideal für einen Kurs nach Den Oever - also legten wir uns auf Texel als Tagesziel fest.
Wie in jedem Jahr kamen wir an Stavoren natürlich nicht vorbei. Es gibt keinen besseren Kibbeling in Holland als bei Doede in der Smidstraat. Wir blieben nicht lang, denn wir hatten noch einige Seemeilen vor der Brust.
Kurz nach drei Uhr legten wir wieder ab. Der Wind hatte aufgefrischt auf 23 Knoten, aber auch gedreht nach NNW. Für Texel wurde es zunehmend ungünstiger. Damit mußten wir die zweite W-Frage neu überdenken. Im Ergebnis entschieden wir uns für Makkum. Kurz vor der Schleuse trafen wir den Waterwolf wieder. Während wir unsere Begegnung mit dem Kibbeling hatten, hat er uns überholt. Yelte hatte sich entschieden an der Schleuse zu übernachten, wie wir im Funkverkehr hörten.
Der Hafen war proppenvoll, trotzdem bekamen wir noch gutes Plätzchen - nicht im Päckchen. Nach dem Anleger gab es das traditionelle Hafenbier - und den Rest Linsensuppe.
Ein Teil der Crew machte anschließend einen Rundgang durch die Stadt. Der andere Teil genoss den Abend an Deck. Ein paar Schülerinnen von einem anderen Schiff kamen zu unserem Schiff. Sie fragten uns, ob Geerd bei uns auf dem Schiff sei. Wir fragten - was für ein Geerd - wir kennen keinen Geerd. Na den - dem sie einen Hut abgekauft hatten. Wir schüttelten mit den Köpfen. Die Mädchen ließen nicht locker - man hätte gesehen, wie er bei uns an Bord ging. Er sei blauäugig, blond und muskulös, sei Käptn und “betreue auch Erwachsene”. Wir hatten Mühe ernst zu bleiben. Erst nach längerer Diskussion ließen die Mädchen von uns ab. Eine ganze Zeit später kam an unserem Schiff jemand vorbei, auf den die Beschreibung passte. Wir fragten ihn - und - ja, er war Geerd. Es handelte sich um den Maat von der Norderlicht. Wir mußten ihm versprechen, dass wir ihn nicht verraten würden. Die Mädels hatten wohl einen Narren an ihm gefressen und übten sich nun im “Stalken”.
Um 21:30 Uhr gab es Abendessen. Auf der Speisekarte stand Chili con carne von Anke. Nach dem Abendessen warf Andreas die EePC-Jukebox an.
Freitag, den 4.6.2010
Start: Makkum
Zeit: 10:23 h
Trip Time: 7:52 h
Trip Odo: 32,4 sm
Trip Dog: 26,5 sm
AV-Speed: 4,1 sm/h
max Speed: 8,7 sm/h
Ziel: Terschelling
Rudergänger: Leon, Marina
Zeit: 19:00 h
Anleger: Kai
Odo gesamt: 69,5 sm
Dog gesamt: 50,3 sm
Der Morgen begann wieder sonnig. Wir holten uns frische Brötchen vom Becker. Nach dem Frühstück gingen wir auf die Suche nach Fleisch für´s Grillen.
Ohne Motor legten wir unter Segel ab. Der Wind kam sehr mäßig aus Nord.
11:34 Uhr Ankunft an der Schleuse Kornwerderzand
Bei der Schleuse hatten wir Pech - sie war bereits voll und wir mußten uns in Geduld üben. Leon versuchte uns durch die kleine Schleuse zu "schleusen” - aber die sei den Yachtis vorbehalten - wurde ihm gesagt.
Um 12:34 Uhr ging es weiter. Wohin war noch nicht ganz klar - außer - daß es Vlieland oder Terschelling wird. Aber wir hatten ja auch noch Zeit, da der größte Teil des Weges identisch war. Der Wind drehte leicht von West auf NNW, so daß wir uns letztendlich für Terschelling entschieden. Ab 15:00 Uhr wurde es schwieriger. Die Flut lief wieder ab und wir bekamen Gegenströmung. Da der Wind mehr und mehr nachließ, wurde das zunehmend problematischer. Denn vor Terschelling blieb uns ein Kreuzkurs nicht erspart. Pro Schlag machten wir nur um die 100m Höhe wett. Teilweise drohte es zurückzugehen. Andere Segelschiffe setzten die Segel dicht und warfen die Maschine an - nicht so Leon. Auch der Fährverkehr machte uns zu schaffen.
Gegen 18:00 Uhr hatten wir es geschafft und wir kamen endlich um die Ecke des Robbenhoek.
Mit fast 8 Knoten ging es mit Strömung zügig weiter - aber nicht lange - dann hatten wir die Strömung und den Wind wieder gegen uns. 1,2 Seemeilen vor dem Ziel mußten wir aufgeben. Das Fahrwasser war eng, viele Schiffe im Weg und wir hätten noch 1-2 Stunden kreuzen müssen. Um 18:35 h warfen wir die Maschine an und bargen die Segel.
Um 19:00 Uhr machten wir im Hafen zwischen zwei Steigern fest - es war eine Millimeterarbeit.
Mit dem Einlaufbier belohnten wir uns für die Mühen. Mit der Zeit kamen noch zwei weitere Schiffe und legten sich zu uns ins Päckchen. Wir saßen an Deck und genossen die Abendsonne. Leon schaute auf die Spundwand und stieg plötzlich - ohne Kommentar außenbords zwischen Bord- und Spundwand. Zurück kam er mit mehreren Austern. Er knackte sie auf und - der Inhalt sah ganz gut aus. Nachdem er die ersten zwei gegessen hatte - wurde auch Heiner mutig. Es war die erste Auster in seinem Leben. Sie schmeckte nicht so, wie er es erwartet hatte - sprich eher wie Hafen ganz unten. Eine Delikatesse stellt man sich zwar anders vor - aber sie war genießbar. Außer Sebastian fanden sich keine weiteren Probanden.
Abendessen: 3-Gänge-Menü. Gemüsesuppe, Geschnetzeltes vom Schwein (Jägertopf) mit Spätzle, Mousse au chocolat mit Bananenstücken
Samstag, den 5.6.2010
Start: Terschelling
Zeit: 13:11 h
Trip Time: 3:13 h
Trip Odo: 6,9 sm
Trip Dog: 6,9 sm
AV-Speed: 2,1 sm/h
max Speed: 5,1 sm/h
Ziel: Vlieland
Rudergänger: Leon
Zeit: 16:25 h
Anleger:
Odo gesamt: 76,4 sm
Dog gesamt: 57,2 sm
Der Morgen begann wieder sonnig - aber mit einer leichten aufziehenden Bewölkung. Nach dem Frühstück hatten wir Ausgang. Wir nutzten die Gelegenheit um unsere Vorräte zu ergänzen. Denn in den nächsten Tagen werden wir vermutlich einige Zeit auf Sandbänken absitzen müssen.
Gegen 13:00 Uhr legten wir mit Ziel Vlieland ab. Der Wind stand günstig, so daß wir bei halbem Wind ohne Kreuzen nach Vlieland fahren konnten.
Während der Fahrt versegelten wir wieder einige Schiffe - die Panta Rhei und die Fortuna.
Der Hafen von Vlieland war noch recht leer. Wir legten uns in Päckchen neben die Noordvaarder. Als die Panta Rhei in den Hafen fuhr, staunte Angelika nicht schlecht - dort segelte ihr Chef mit.
Nach dem Einlaufbier gab es als kleine Zwischenmahlzeit ein Süppchen und Jägertopf. Ein Teil der Crew ging danach an Land.
Gegen 18:30 Uhr warfen wir den Grill an. Da es inzwischen kühler geworden war, aßen wir unter Deck. Andreas hielt am Grill die Stellung. Das Fleisch war sehr gut. Die niederländischen Metzger sind insbesondere beim Grillgut sehr gut sortiert.
An Land wurde eine Hochzeit gefeiert. Die bestellte Musik war auch auf unserem Schiff sehr gut zu hören, so daß wir unsere Jukebox aus lassen konnten. Der Pianoplayer hielt bis spät in die Nacht gut durch.
Sonntag, den 6.6.2010
Start: Vlieland
Zeit: 9:54 h
Trip Time: 3:25 h
Trip Odo: 16,6 sm
Trip Dog: 16,6 sm
AV-Speed: 4,9 sm/h
max Speed: 6,9 sm/h
Ziel: Harlingen
Rudergänger: Leon
Zeit: 13:27 h
Anleger: Päckchen
Odo gesamt: 93,0 sm
Dog gesamt: 73,8 sm
Der Wetterbericht von gestern Abend behielt leider Recht - es wurde drückend warm und der Wind ließ uns im Stich. Interessanterweise stimmte heute die Vorhersage von weeronline.nl. Die hatten eine Windstärke angesagt - meteosat dagegen 3-4. Beim Trend waren sich allerdings beide Berichte einig - am Nachmittag waren Gewitter angesagt mit einer Regenwahrscheinlichkeit von 85%.
Im Hafen von Vlieland hatte sich einiges getan - so gibt es dort auch einen kleinen Supermarkt mit einem Brötchenbackofen. Auch ohne Vorbestellung wurden wir versorgt. Man mußte aber rechtzeitig zur Öffnungszeit dort sein, da der Brötchenpegel sehr schnell sank.
Gegen 10:00 Uhr starteten wir. Hoffnungsvoll zogen wir die Segel hoch - leider vergeblich. Es gab null Wind, so daß wir unter Motor nach Harlingen fuhren.
Über Funk hörten wir die Nachricht, daß eines der Segelschiffe 3 Personen der Crew auf Terschelling vergessen hatte - Sachen gibt es.
Beim Einlaufbier mußte sich Heiner plötzlich abmelden - wie aus heiterem Himmel schlug Montezumas Rache zu. Er bekam noch mit, wie Ingrid und Klaus an Bord kamen - wie Inge und Reinhard gingen schon nicht mehr. Er blieb nicht das einzige Opfer - Leon erwischte es nach den Poffertjes.
Montag, den 7.6.2010
Start: Harlingen
Zeit: 8:32 h
Trip Time: 3:53 h
Trip Odo: 15,3 sm
Trip Dog: 15,3 sm
AV-Speed: 3,9 sm/h
max Speed: 6,8 sm/h
Ziel: Leeuwarden
Rudergänger: Leon
Zeit: 14:45 h
Anleger: Päckchen
Odo gesamt: 108,3 sm
Dog gesamt: 89,1 sm
Der Morgen begann mit Regen. Sowohl Leon als auch Heiner ging es nicht viel besser. Es wurde kurz Kriegsrat gehalten, welchen Kurs wir einschlagen sollten. Übers Watt stand der Wind mit OSO ziemlich ungünstig. So entschieden wir uns durch das Inland zu fahren. Als Tagesziel setzten wir uns Leeuwarden.
Obwohl es Leon nicht besonders ging, biss er die Zähne zusammen und fuhr das Schiff. Heiner blieb den Tag über auf den 2m liegen. Abends ging es wieder einigermaßen, so daß er am Bordleben teilnehmen konnte.
Während des Tages erhielt Leon die Info, daß die Gemeinde Enkhuizen sich entschlossen hatte, auf dem Parkplatz am Gependam eine Kirmes abzuhalten. Gut für uns, denn wir hatten ja bei Leon auf dem Hof geparkt. Schlecht aber für Leon, denn er stand auf dem Parkplatz - und der einzige Schlüssel lag an Bord. Er telefonierte und ein Freund kam nach Leeuwarden, um den Schlüssel zu holen.
Abendessen: Nudel-Hackfleischauflauf von Angelika
Dienstag, den 8.6.2010
Start: Leeuwarden
Zeit: 9:17 h
Trip Time: 8:28 h
Trip Odo: 40,8 sm (komplett motort)
Trip Dog: 40,8 sm
AV-Speed: 4,8 sm/h
max Speed: 6.4 sm/h
Ziel: Platvoetbrug "Groeningen"
Rudergänger: Leon, Heiner
Zeit: 19:05 h
Anleger: Brücke
Odo gesamt: 149,1 sm
Dog gesamt: 129,9 sm
Zuerst war der Himmel bedeckt. Später setzte sich die Sonne durch - bis auf in Dokkum, da tröpfelte es ein wenig. Die Strecke ist teilweise malerisch schön. Der Kanal windet sich durch naturbelassene Landschaften, vorbei an sich selbst überlassenen schottischen Hochlandrindern und Pferdeherden.
Einzig störend war ein Kampfjet, der über eine Stunde über uns enge Kreise drehte. Am späten Nachmittag meldete sich Doris ab - mit den gleichen Symptomen wie bei Leon und Heiner.
Gegen 18:30 Uhr hielten wir Ausschau nach einem Liegeplatz. Groningen konnten wir nicht mehr schaffen, denn ab 19:00 Uhr haben die Brückenwärter Feierabend. Über Funk fragte Leon nach Tips. Viel konnte man uns aber nicht sagen. Eine große Wahl blieb uns nicht mehr. Vor der letzten Brücke machten wir am Warteanleger fest. Toll war es hier nicht, denn von den Dalben führte nur eine kleine wackelige Planke an Land - ins hochgeschossene Kraut. Es zahlte sich aufs Neue aus, daß wir Selbstversorger sind. Auf dem Speiseplan des Restaurant La Bohème standen heute Pfannkuchen mit Apfel, Mettwurst oder Speck von Andreas und Hipof.
Während des Essens setzte heftiger Regen ein - unter Deck störte es uns weniger - lieber jetzt als tagsüber. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei. Heute wurden wir nicht alt - schon kurz nach 23:00 Uhr meldeten wir uns zum Matratzenhorchdienst ab.
Mittwoch, den 9.6.2010
Start: Platvoetbrug "Groeningen"
Zeit: 8:30 h
Trip Time: 6:23 h
Trip Odo: 30,5 sm (komplett motort)
Trip Dog: 30,5 sm
AV-Speed: 4,8 sm/h
max Speed: 7,1 sm/h
Ziel: Emden
Rudergänger: Leon, Heiner
Zeit: 16:05 h
Anleger: Kai
Odo gesamt: 179,6 sm
Dog gesamt: 160,4 sm
Die Nacht war unruhig. Der Geräuschkulisse nach zu urteilen, war Doris nicht der einzige Zugang im Krankenlager. Am Morgen wurde es klar - auch Gunda und Marina hatte es erwischt. Melanie berichtete am Morgen, daß sie die ganze Nacht hat eine Kuh schreien hören - war sich aber nicht ganz sicher.
Da wir wieder ein gutes Stück vor uns hatten, legten wir pünktlich um 8:30 Uhr ab. Direkt nach der Brücke kam eine Schleuse. Eine deutsche Jacht folgte uns. Sie brachte auch die Auflösung für Melanies schreiende Kuh. Sie sei von der Böschung abgerutscht und hing jetzt im Kanal ohne Aussicht ohne fremde Hilfe wieder ans rettende Land zu kommen.
Die Durchfahrt durch Groningen war sehr schön. Links und rechts liegen viele Schiffe und Wohnboote. Eines der Schiffe war Leon nur zu gut bekannt - sein ehemaliges Schiff Tijdloos. Es ist nun nicht mehr im Charterbetrieb und steht erneut zum Verkauf an. Leons Blick war schon etwas wehmütig. Die Tijdloos ist wie die La Bohème eine der seltenen Stevenaaks.
Der Wind kam von vorne, so daß uns nichts anderes übrig blieb, als zu motoren. Die Strecke zwischen Groningen und Delfzijl ist nicht besonders sehenswert - der Kanal ist breit und trist. Leider ließ uns das Wetter im Stich. So nach und nach regnete es sich immer mehr ein.
In Delfzijl wurde uns die kleine Schleuse zugewiesen. Sie ist sehr sehr schmal, kaum breiter als unser Schiff. Dafür ist sie um so länger. Es war Millimeterarbeit für Leon uns dort durchzubringen.
Nach der Schleuse hatten wir mit Gegenstrom zu kämpfen. Ein Blick auf den GPS zeigte uns, daß wir in zeitliche Not kamen. In von Emden gibt es eine Eisenbahnbrücke, die um 16:00 Uhr öffnet. Die nächste Öffnungszeit ist dann aber erst wieder um 19:00 Uhr. Vorher ist aber noch eine Seeschleuse, die stark von Binnenschiffen frequentiert wird. So fuhren wir Vollgas und möglichst dicht an den Kardinalstonnen vorbei, da dort die Strömung etwas geringer ist. Da wir noch einkaufen mußten, war es uns sehr wichtig, die Brücke pünktlich zu erreichen.
Wir hatte Glück - kurz nach 15:00 Uhr kamen wir an der Schleuse an. Das Schleusentor war geschlossen - zumindest sah es für uns so aus. Leon meldete sich per Funk beim Schleusenmeister. Der war etwas verwundert - wir seien doch schon mitten in der Schleuse. Wir schauten uns mit großen Augen an - stimmt - eine so große Schleuse hatten wir noch nicht gesehen. Bei näherem Hinschauen sahen wir auch das Schleusentor - es war ein Schiebetor, welches völlig im Ufer verschwunden war. Eigentlich hätte uns die Dimension klar sein müssen. Denn durch diese Schleuse müssen die Megakreuzer aus der Meyer Werft in Papenburg.
Leichte Probleme hatten wir mit dem Festmachen - an die Festmacherpunkte an der Schleusenwand kamen wir nicht heran. Links und rechts gab es Schwimmbretter - die wir aber eigentlich nicht betreten durften. Aber selbst wenn wir es wollten - sie lagen tief unter uns. Ein Skipper von einem kleinen Segelboot half uns. Eigentlich lohnte es sich kaum festzumachen. Kaum waren wir drin, schloß das Tor und die Schleuse wurde geflutet. Auch das ging rasend schnell, so daß wir nur eine Minute Aufenthalt hatten. Damit hatten wir mit der letzten Brücke kein Problem mehr.
Der Anleger war sehr schön - wir fanden schräg gegenüber von einem Feuerschiff ein schönes Plätzchen für uns.
Heute hatte Heiner Kochdienst. Auf dem Speiseplan standen frisch zubereite Frikadellen mit Rotkraut, Kartoffeln und einer Pilzsoße.
Da der Regen während unseres Abendessens aufhörte, konnten wir den Abend an Deck verbringen.
Donnerstag, den 10.6.2010
Start: Emden
Zeit: 6:40 h
Trip Time: 6:11 h
Trip Odo: 29,6 sm
Trip Dog: 29,6 sm
AV-Speed: 4,8 sm/h
max Speed: 6,4 sm/h
Ziel: zuerst Juist, dann geändert auf Greetsiel
Rudergänger: Leon, Andreas
Zeit: 13:21 h
Anleger: Kai
Odo gesamt: 209,2 sm
Dog gesamt: 190,0 sm
Der Morgen begann wieder mit Regen. Doris und Gunda ging es wieder etwas besser - sie blieben aber zunächst in den Kojen. Ab jetzt wurden unsere Fahrzeiten unangenehmer. Die Flut beginnt z.Zt. - gegen 6:00 Uhr - morgens und abends. Das bedeutete - aufstehen um halb sechs. Hungrig und noch müde ging es im Regen los. Die Eisenbahnbrücke drehte pünktlich um 7:00 Uhr.
Das erste Stück mußten wir wieder motoren. Streckenweise konnten wir segeln, aber der Wind schlief immer wieder ein. Plötzlich kam ein Funkruf für die La Bohème. Leon war sichtlich überrascht. Wer kennt ihn hier in deutschen Gewässern? Ein Wietje o.ä. meldete sich. Es ist ein holländischer Skipperkollege, der sich u.a. auch als Baggerschiffahrer verdingt.
Die Flut fiel flacher aus als erwartet, zudem waren wir wegen der uns vorgegebenen Brückenzeit spät dran. Zu spät für Juist, wie wir später merkten. So disponierten wir um und setzten Greetsiel als Tagesziel. Bei herrlichem Sonnenschein legten wir an. Zuerst gab es natürlich wieder unser Anlegerbier. Dabei beobachteten wir auf der gegenüberliegenden Seite merkwürdige Dinge. Mehrfach kam ein Bus - eine Gruppe von Menschen stieg ein. Der Bus fuhr 300m und die Menschen stiegen wieder aus. Der Bus fuhr zurück - die Menschen gingen zurück - und alles fing von vorne an. Schnell war klar - dort wurde gefilmt. Später gingen wir rüber und fragten nach, was denn da gefilmt würde. Im Auftrag des ZDF wurde dort ein Fernsehfilm mit dem Arbeitsnamen "Fischer fischt Frau" mit Peter Brix und Anna Loos gedreht. Für den Herbst sei die Ausstrahlung der Komödie geplant.
Den Nachmittag verbrachten wir flanierend im Ort. Er ist zwar sehr hübsch - aber auch sehr touristisch. Abgesehen von den vielen Menschen sind auch die Preise mehr als gepfeffert. Gut daß wir unser eigenes Restaurant dabei haben. Heute stand auf der Karte der beliebte Filettopf von Anke.
Freitag, den 11.6.2010
Start: Greetsiel
Zeit: 9:03 h
Trip Time: 3:28 h
Trip Odo: 19,2 sm
Trip Dog: 19,2 sm
AV-Speed: 5,5 sm/h
max Speed: 9,3 sm/h
Ziel: Norderney
Rudergänger: Leon, Marina, Heiner
Zeit: 12:52 h
Anleger: Am Kai
Odo gesamt: 228,4 sm
Dog gesamt: 209,2 sm
Für heute hatten wir uns einen kleineren Schlag mit einer zivilen Abfahrtszeit vorgenommen. Gegen 7:00 Uhr kam der erste Duschverkehr auf. Draußen sah es recht freundlich aus - warm und heiter bis wolkig. Der Wind sollte vormittags aus NO kommen, nachmittags aus NW.
Pünktlich um 9:00 Uhr legten wir ab. Direkt nach dem Verlassen des Hafens setzten wir Segel. Windmäßig mußte es schon nachmittags sein, denn er kam bereits aus W. Aber - um so besser - damit ging es zügig vorwärts.
Um 9:59 Uhr kamen wir bei der Greetsieler Schleuse an. Nach kurzer Wartezeit konnten wir rein. Beim Ablegen geschah uns ein kleines Mißgeschick. Eine Leine ließ sich nicht abwerfen. Der Schleusenwärter war aufmerksam und informierte die anderen Schiffe, damit sie sich der Situation entsprechend verhalten.
Bei der Passage nach Norddeich mußten wir sehr aufmerksam fahren. Die Pricken waren dicht beim Schiff zu halten und sie standen nicht gerade in Linie. Mehrfach zogen wir bei 7 kt. eine Furche in eine Sandbank. Letztendlich kamen wir aber ohne uns festzufahren durch.
Der Wind frischte ordentlich auf. Kurz vor Norddeich setzten wir ein Reff. Gerade rechtzeitig genug - denn ab Norddeich wechselten wir auf einen Amwindkurs.
Am Himmel braute sich etwas zusammen. Bis Norderney war es aber nicht mehr lang. Noch vor dem Regen kamen wir im Hafen an. Der Hafenmeister wies uns gegenüber vom Yachthafen einen Platz am Kai zu.
Mit Bussen fuhren wir später in die Stadt. Es kam leichter Nieselregen auf. In einem Café tranken wir wärmenden Kaffee und schauten uns das Treiben an. Norderney hat von den Menschen her viel Ähnlichkeit mit dem Hotel Sauerlandstern - also alles was in irgendeinem Club ist, trifft sich scheinbar auf Norderney. Auf unserem weiteren Rundgang kam immer heftigerer Regen auf. Bis auf die Knochen naß kehrten wir zum Schiff zurück.
Andreas baute seine mobile Satelliten-Antenne auf, denn RTL war auf DVBT nicht zu empfangen. Und wir wollten ja das erste Fußballspiel sehen - Mexiko gegen Südafrika. Nach einiger Justiererei bekamen wir ein ordentliches Bild - wenn sich denn nicht jemand auf Deck vor die Antenne stellte.
Gunda und Sebastian kochten Spagetti a la Sandbank zum Abendessen.
Für morgen nahmen wir uns Spiekeroog vor.
Samstag, den 12.6.2010
Start: Norderney
Zeit: 9:05 h
Trip Time: 3:25 h
Trip Odo: 22,8 sm
Trip Dog: 22,8 sm
AV-Speed: 6,7 sm/h
max Speed: 9,4 sm/h
Ziel: Spiekeroog
Rudergänger: Leon, Marina, Heiner
Zeit: 12:36 h
Anleger:
Odo gesamt: 251,2 sm
Dog gesamt: 232,0 sm
Der Tag fing bedeckt an, klarte aber rasch zusehends auf. Der Wind stand günstig und wir kamen rasch in Richtung Spiekeroog voran. Schon nach einer guten Stunde passierten wir Baltrum und nach einer weiteren Stunde die Hafeneinfahrt von Langeoog. Nach einer Fahrzeit von knapp dreieinhalb Stunden liefen wir in den Hafen von Spiekeroog ein. Das Anlegen war nicht ganz so einfach, da wir gegen den Wind festmachen mußten. Mühsam kämpften wir uns eindampfend in die Spring gegen den starken Wind an den Kai. Nach einer viertel Stunde konnten wir den Motor ausmachen.
Nach dem Anlegerbier machten wir uns auf zu einer Inselerkundungstour. Heiner und Doris telefonierten derweil mit Freunden, die für ein paar Tage auf Spiekeroog zu einem Tanzkursus wohnten und verabredeten sich mit ihnen.
Einige Inseln haben wir ja schon gesehen, so dass wir gut vergleichen können. Spiekeroog gefällt uns bisher von allen Inseln am besten. Sie ist von der Art vergleichbar mit Schiermonnikoog - nur wesentlich kleiner.
Nach einer ausgedehnten Wanderung kehrten wir im Ort im Capitäns Haus ein und aßen dort auf der Terrasse im Sonnenschein leckere Rote Grütze mit Vanilleeis.
Zum Abendessen verabredeten wir uns im Restaurant Jannsen - eine gute Wahl, wie sich herausstellte. Einzig mit der Größe der Portionen hatten wir unser Päckchen - sie waren schlicht nicht zu bewältigen.
Satt und zufrieden gingen wir wieder zurück zum Schiff. Dort stand heute noch ein großes Ereignis auf dem Programm. Gunda und Sebastian wollten sich das Ja-Wort geben. Es wurde aber auch wirklich Zeit nach den vielen Jahren, die die beiden schon zusammen sind. Leon machte sich bereit die Trauung durchzuführen. Mit der Skipperbibel in der Hand hielt er eine bewegende Ansprache, “Im Fluß fließt das Wasser ….”. Nach den Ja-Worten flog der Petersilien-Brautstrauß durch den Salon - und wer fing ihn? Oh - Melanie - na dann schaun´mer mal …
Sonntag, den 13.6.2010
Start: Spiekeroog
Zeit: 10:04 h
Trip Time: 3:44 h
Trip Odo: 17,1 sm
Trip Dog: 9,3 sm
AV-Speed: 4,6 sm/h
max Speed: 8,7 sm/h
Ziel: Langeoog
Rudergänger: Leon
Zeit: 16:01 h
Anleger: Kai
Odo gesamt: 268,3 sm
Dog gesamt: 241,3 sm
Zwischenziel: Neuharlingersiel
Ankunft: 10:57 h
Abfahrt: 12:56
Der Morgen begann bewölkt und sehr kühl. Unsere Überfahrtgäste Birgit und Richard standen pünktlich um 9:30 Uhr am Schiff. Wir verstauten das Gepäck unter Deck. Gegen 10:00 h legten wir kurz vor der Fähre ab. Mit raumem Wind legten wir Kurs auf Neuharlingersiel an. Die Fähre folgte uns - konnte uns jedoch nicht mehr einholen. Wir fuhren unter vollen Segeln in den Hafen. Nach der Einfahrt ließen wir die Segel nach unten rauschen und legten mit Steuerbord rechts im Hafen an.
Leon erspähte auf der anderen Seite einen gelben Wasserschlauch. Er entschloß sich das Boot noch einmal zu verlegen. Auf der anderen Seite standen schon unsere neuen Crew-Mitglieder Renate und Harald.
Während wir das Gepäck der abheuernden Passagiere nach oben brachten, versuchte Leon mit allerlei Werkzeug den Wasseranschlußkasten zu öffnen. Heiner fragte am Fischstand nach, wie man an den Hafenmeister komme. Er erhielt eine Handynummer. Ein Anruf zeigte, daß das Handy ausgeschaltet war. Kurz darauf kamen zwei Männer, die so aussahen, daß sie etwas mit dem Hafen zu tun haben könnten. Eine Nachfrage ergab, daß dem doch nicht so war - aber - sie kannten die Privatnummer des Hafenmeisters. Seine Frau nahm ab und konnte uns sagen, wann er wieder kommen würde. Sie wollte ihm Bescheid geben. Derweil kam dann eine SMS, daß das Handy nun wieder eingeschaltet war. Heiner rief den Hafenmeister an und klärte mit ihm die Situation. Er versprach in einer knappen halben Stunde im Hafen zu sein. Wir nutzten derweil die Zeit um uns von Angelika, Gunda, Sebastian und Christian zu verabschieden. Dann probierten wir die Fischbude am Anleger aus. Zuerst waren wir mißtrauisch - zumindest was die Optik anging. Als wir dann in die Krabbenbrötchen bissen - bekamen wir große Augen. Bessere hatten wir noch nicht gegessen.
Der Hafenmeister kam pünktlich. Ein sehr netter Mensch, hat in Holland Verwandte und kennt den ehemaligen Schleusenwärter von Kornwerderzand. Man hatte uns schon angekündigt, es hat sich im deutschen Watt scheinbar herumgesprochen, daß ein holländisches Segelschiff unterwegs ist.
Es war gut Druck auf dem Schlauch, so daß unser 6,5t Wassertank innerhalb kurzer Zeit voll war.
Gegen 13:00 Uhr legten wir wieder ab. Der Wind kam aus WNW, so daß wir kreuzen mußten. Wir kamen aber trotzdem gut voran, da wir meistenteils die Strömung auf unserer Seite hatten.
Abendessen: Rosmarin-Hähnchen mit Kartoffelpüree von Ingrid und Longo
Montag, den 14.6.2010
Start: Langeoog
Zeit: 10:04 h
Trip Time: 5:11 h
Trip Odo: 24,2 sm
Trip Dog: 24,2 sm
AV-Speed: 4,7 sm/h
max Speed: 8,1 sm/h
Ziel: Juist
Rudergänger: Leon
Zeit: 15:58 h
Anleger: Kai
Odo gesamt: 292,5 sm
Dog gesamt: 265,5 sm
Der Tag begann wieder mit durchwachsenem Wetter. Zwischen vielen Wolken zeigte sich ab und zu die Sonne. Der Wind kam aus WNW mit rund 2 Bft. Heiner machte das Fahrrad klar und holte Brötchen im Ort.
Gegen 10:00 Uhr ging es los. Als Ziel hatten wir uns heute Juist gesetzt. Da der Wind aus der zu fahrenden Richtung kam, mußten wir zunächst motoren. Hinter Baltrum fällte Leon die Entscheidung aus dem Wattenmeer auf die Nordsee abzubiegen, weil wir sonst fast die ganze Strecke hätten motoren müssen. Je weiter wir raus kamen, um so mehr wurde unsere Seefestigkeit getestet. Auch die La Bohème ist unter Motor bei Wellen ein schwankendes Etwas. Sobald wir eine geeignete Wassertiefe erreicht hatten, setzte wir Segel. Sofort lag das Schiff wir gewohnt stabil und ruhig im Wasser.
Der Wind frischte nach und nach auf 4 Bft. auf und drehte langsam nach Norden. So brauchten wir nicht zu kreuzen. Schon bei der Ausfahrt zwischen Langeoog und Baltrum machten wir am Horizont etwas aus, was wie eine Insel aussah. Erste Vermutungen kamen auf - ist das Helgoland? Die Richtung stimmte aber nicht. Wir hätten die Insel unter 31° sehen müssen - tatsächlich waren es aber 350°. Melanie meinte, daß es sich um eine Luftspiegelung handeln müsse und es doch Helgoland sei. Wir hatten da so unsere Zweifel. Im Laufe der Zeit kamen wir der Erscheinung näher. Je dichter wir kamen, um so klarer wurde - es sind irgendwelche Aktivitäten auf See - vermutlich die Arbeiten zur Errichtung eines Windparks.
Am Ende der Insel Norderney konnten wir noch einmal sehen, wie häßlich Norderney ist. Der Strand ist zum Teil betoniert und dahinter stehen Hochhäuser. Bei zukünftigen Törns werden wir dort nicht mehr anlegen. Mit 6 Knoten bogen wir zwischen die Inseln Norderney und Juist ab. Voraus kam die niederländische Lemster Ark in Sicht, die wir bereits in Greetsiel getroffen hatten.
Die Lemster Ark war ziemlich schnell. Obwohl sie kürzer als wir war, holten sie uns ganz langsam ein und überholten uns sogar. Gleichzeitig versuchte uns eine Fähre zu überholen - das ging schief. Sie kam in zu flaches Wasser und mußte den Überholvorgang abbrechen. Mit Maschine rückwärts mußte sie sich wieder freifahren.
Kurz vor Juist verließen wir das Fahrwasser und parkten mit Hilfe unserer Schwerter. Es stand wieder ein Fußballspiel an - Holland gegen Dänemark. Nach dem Spiel holten wir die Schwerter hoch und motorten die letzten Meter in den Hafen. Dort schwamm mitten im Hafenbecken ein Rettungsring. Vor Kopf lag die Fähre. Dort versuchten Besatzungsmitglieder vergeblich den Außenborder eines Schlauchbootes zu starten. Wir drehten eine Ehrenrunde durch den Hafen und holten den Rettungsring an Bord. Dann fuhren wir längsseits an der Fähre vorbei und übergaben der Besatzung den Ring.
Nach dem Anlegen gab es Ausgang für die Mannschaft. Doris, Anke und Andreas kauften ein. Heute war wieder Grillen angesagt. Wir überlegten hin und her, ob wir oben oder unten essen sollten. Es war zwar sonnig, aber sehr windig und lausig kalt. Wir entschieden einen Windschutz aus dem Wassersegel aufzubauen - was uns auch leidlich gelang. Auch unseren Skychair probierten wir aus - aber auch dafür war es leider erheblich zu kalt. Unterm Großbaum gehängt - bei warmem Wetter, ist es sicherlich eine schöne gemütliche Sache.
Nach dem Essen schauten wir uns ein Video an - die bitterböse Satire Halali oder Der Schuß ins Brötchen.
Dienstag, den 15.6.2010
Start: Juist
Zeit: 11:22 h
Trip Time: 7:21 h
Trip Odo: 40,7 sm
Trip Dog: sm
AV-Speed: 5,5 sm/h
max Speed: 9,5 sm/h
Ziel: Lauwersoog
Rudergänger: Leon
Zeit: 2:28 h
Anleger: Steg
Odo gesamt: 333,2 sm
Dog gesamt: 306,2 sm
Um 16:04 Uhr im Robbengat festgelaufen.
Um 23:54 Uhr in Richtung Lauwersoog gestartet.
Entgegen der Wettervorhersage war der Himmel bedeckt. Einzig die Windrichtung und die Temperatur stimmten - Wind von Nord und 13°C. Nach einem gemütlichen Frühstück gingen wir noch auf eine kleine Einkaufstour, denn den Nachmittag und Abend werden wir auf einer der zahlreichen Sandbänke verbringen.
Kurz nach 11:00 Uhr legten wir ab. Der Wind kam von NW - für uns ganz günstig. Vorbei ging es an Memmert. Bei einem Blick nach hinten sahen wir, daß uns die Lemster Ark wieder folgte.
Kurz vor 14:00 Uhr passierten wir die Hafeneinfahrt von Borkum. Nach unseren letzten schlechten Erfahrungen unseres Törns in 2006 sahen wir von einem Zwischenstopp ab. Die Lemster Ark holte sichtlich auf.
Um 14:08 Uhr überquerten wir die Grenze zu den Niederlanden. Eine erste Sandbank schafften wir noch. Bei der nächsten Sandbank - im Robbengat - mußten wir allerdings aufgeben. Mitten im Fahrwasser wurden wir jäh gestoppt. Der Lemster Ark ging es aber nicht besser. Einige hundert Meter hinter uns blieb auch sie liegen.
Nachdem das Wasser abgelaufen war, montierte Andreas unsere Planke an der Bordwand, so daß wir aussteigen konnten. Leon schnappte sich zwei Eimer und grub nach Herzmuscheln. Andere taten es ihm nach. Wir erkundeten die Gegend und statteten auch der Lemster Ark einen Besuch ab. Von der Mannschaft war nichts zu sehen. Dem Geruch nach saßen sie beim Abendessen.
Gegen Abend riß der Himmel vereinzelt auf - aber leider nur sehr zaghaft. Um halb zehn gab es Abendessen - Königsberger Klopse von Andreas. Und wieder zogen alle der Crew die Karten mit der Höchstnotierung.
Nach dem Essen bereiteten wir uns langsam auf unsere Nachtfahrt vor. Gegen Mitternacht erwarteten wir genug Wasser für den Start. Leon und Melanie zogen zwei Reffs ein, denn der Wind war nach wir vor kräftig. Da wir noch einige Sandbänke passieren mußten, durften wir nicht zu schnell werden. Ist unter dem Rumpf zu wenig Wasser, wird das Schiff bei zu hoher Geschwindigkeit unsteuerbar.
Um 23:54 Uhr holten wir die Schwerter hoch und warfen die Maschine an. Mit einem Scheinwerfer suchten wir nach den Tonnen. Nach einer viertel Stunde setzten wir die Segel. Selbst mit zwei Reffs waren wir mit rund 6 Knoten noch sehr schnell - zum Teil zu schnell, so daß Leon Schwierigkeiten hatte den Kurs zu halten. Zuerst versuchte Leon alle Aufgaben selbst zu bewältigen - Navigieren, Steuern und Tonnensuchen. Bei der Geschwindigkeit klappte das aber nicht mehr, so daß Heiner das Tonnensuchen übernahm. Hinzu kam die Schwierigkeit, daß die Tonnen teilweise nicht mit denen übereinstimmten, die in der Karte verzeichnet waren. Lauwersoog mit seinen vielen Lichtern gab eine gute Orientierungshilfe - für die grobe Richtung. Die Lichter erschwerten aber auch die Ortung der Tonnen. Mehrfach lief uns das Schiff aus dem Ruder.
Kurz vor Lauwersoog suchten wir vergeblich die Hafeneinfahrt. Eigentlich hätte sie gut zu sehen sein müssen. Des Rätsels Lösung war ein vor der Einfahrt auf Reede liegendes großes Schiff. Nachdem wir es umfahren hatten, lag die Einfahrt deutlich vor uns. Vorsichtig tasteten wir uns in den Hafen und suchten uns einen freien Platz. Um halb drei stellten wir die Maschine aus. Die meisten der Crew verschwanden schnell im Bett. Leon, Andreas, Harald und Heiner trafen sich an Tisch drei und hielten mit leckerem Scotch noch eine Manöverbesprechung ab. Wir haben schon einige Nachtfahrten mitgemacht - aber diese Nachtfahrt war mit Abstand die anstrengendste und spannendste Fahrt - selbst Leon war beeindruckt. Das Watt um die niederländischen Inseln kennt Leon wie seine Westentasche. Aber im Ostwatt ist auch Leon nicht alle Tage. So fachsimpelten wir so vor uns hin und leerten die eine oder andere Flasche. Kurz vor sechs ging´s dann endgültig in die Koje.
Mittwoch, den 16.6.2010
Start: Lauwersoog
Zeit: 12:03 h
Trip Time: 3:08 h
Trip Odo: 19,1 sm
Trip Dog: 19,1 sm
AV-Speed: 6,1 sm/h
max Speed: 8,7 sm/h
Ziel: Ameland
Rudergänger: Leon, Andreas
Zeit: 15:09 h
Anleger: Kai
Odo gesamt: 352,3 sm
Dog gesamt: 325,3 sm
Heute haben wir nach der Nachtfahrt etwas länger geschlafen. Der Tag begann leicht bedeckt - und nach wie vor kühl. Hipof nutzte die Gelegenheit und deckte sich im Hafen mit Fisch für das Abendessen ein. Die Brötchen hätten wir lieber da gelassen, wo wir sie gekauft haben. Denn sie waren schon mindestens zweimal aufgebacken.
Gegen 12:00 Uhr legten wir ab mit Kurs auf Ameland. Der Wind stand günstig und kräftig, so daß wir die beiden Reffs sitzen lassen konnten.
Während der Fahrt klärte sich der Himmel langsam auf. Als wir auf Ameland ankamen hatten wir strahlend blauen Himmel - endlich. Versprochen war er schon seit Montag. Allerdings war die Luft nach wie vor ziemlich frisch.
Gegen 15:00 Uhr kamen wir auf Ameland an. Wir legten uns zur Abwechselung einmal vor Kopf an den Kai. Nachdem alles klariert war, gingen wir in die Stadt. Zuerst statteten einige von uns dem Fischladen einen Besuch ab und bestellten Kibbeling. Nach einem Rundgang durch die "Läppkes-Läden" trafen wir uns in einem Café.
Gesättigt und zufrieden schlenderten wir wieder zum Schiff. Hipof holte sein Chirurgenbesteck heraus und befreite den Kabeljau von Gräten. Andreas machte aus den Resten der Königsberger Klopse ein leckeres Vorsüppchen. Der Fisch war ein Gedicht. Von allen gab es die Höchstbenotung von 10 Punkten.
Als Leon die Toilettenanlage wieder auf Seewasser umschaltete, gab es eine Überraschung. Das Wasser kam pechschwarz aus der Spülung. Auf Juist hatte Leon etwas zu spät auf Frischwasser umgeschaltet, so daß Schlickwasser angesaugt wurde. Wenn es nur Schlick gewesen wäre, wäre es noch nicht so schlimm gewesen. Es war aber auch sehr feiner schwarzer Sand dabei, so daß die Spülkästen komplett verstopften. Leon hatte die Spülkästen aber schnell zerlegt und konnte sie reinigen.
Nach dem Abendessen schauten wir uns das Fußballspiel Südafrika gegen Uruguay an. Die Südafrikaner schlugen sich tapfer - kassierten aber leider ein Tor. Bevor sie ausgleichen konnten, legte Suarez eine Schwalbe hin, die dem Torwart der Südafrikaner eine rote Karten einbrachte. Damit war das Spiel gelaufen. In Unterzahl und mit einem verwandelten 11-Meter kassierten sie im weiteren Verlauf noch ein drittes Tor - schade.
Donnerstag, den 17.6.2010
Start: Ameland
Zeit: 12:04 h
Trip Time: 4:18 h
Trip Odo: 28,1 sm
Trip Dog: 28,1 sm
AV-Speed: 6,5 sm/h
max Speed: 10,6 sm/h
Ziel: Vlieland
Rudergänger: Leon
Zeit: 16:32 h
Anleger: Kai
Odo gesamt: 380,4 sm
Dog gesamt: 353,4 sm
Endlich kam der lange versprochene blaue Himmel. Es wehte weiter ein kräftiger Wind aus ONO. Für unseren Kurs war das sehr günstig, so daß wir vor dem Wind segeln konnten. Mit 7-8 Knoten kamen wir zügig voran.
13:15 Uhr: Zwischenmahlzeit - Andreas hatte aus den Resten des letzten Abendessens leckere Bratkartoffeln gezaubert.
Nach der Ankunft im Hafen von Vlieland ging Leon in die Küche. Als Vorspeise zum heutigen Abendessen mußten die auf der Sandbank gesammelten Herzmuscheln ihr Leben lassen. Leon bereitete sie fachmännisch zu. Zuerst waren alle ziemlich skeptisch. Nach vorsichtigem Probieren fanden die meistem Geschmack an den Muscheln.
Nach dem Appetitanreger gingen die meisten in die Stadt auf eine Erkundungstour.
Für das Abendessen war heute Heiner verantwortlich. Auf dem Menüplan stand Boef Borgignon nach einem Rezept von Tim Mälzer.
Freitag, den 18.6.2010
Start: Vlieland
Zeit: 10:52 h
Trip Time: 3:31 h
Trip Odo: 23,4 sm
Trip Dog: sm
AV-Speed: 6,6 sm/h
max Speed: 9,7 sm/h
Ziel: Texel
Rudergänger: Leon
Zeit: 14:28 h
Anleger: Kai
Odo gesamt: 403,8 sm
Dog gesamt: 376,8 sm
Der Himmel war heute leider wieder bedeckt und anfangs gab es leichten Nieselregen. Der Wind kam mit 5-6 Bft. Aus NW. Kurz vor Mittag starteten wir - mit einem Ziel, welches wir schon über 10 Jahre nicht mehr angesteuert hatten. Manche waren bereits der Meinung, dass die Insel Atlantis gefolgt sein müsse. Heute wollten wir nachschauen, ob es sie noch gibt - die Insel Texel.
Wir waren bewusst sehr früh gestartet - wohl wissend, dass das Wasser eventuell noch nicht auf allen Sandbänken hoch genug ist. Und so kam es auch, dass wir mehrfach aufsetzten. Wir wollten aber so früh wie möglich auf Texel ankommen, da wieder ein Fußballspiel anstand - Deutschland gegen Serbien. Bis zum Hafen schafften wir es aber nicht. Die erste Halbzeit erlebte nur ein Teil der Crew unterwegs - den Rest konnten dann im Hafen alle sehen.
Anschließend brachen wir zu einem Rundgang in das Hafengebiet auf. Es hat sich hier sehr viel verändert. Wir kannten Oudeschild als langweiligen Industriehafen. Inzwischen gibt es hier einiges zu sehen - u.a. ein Freilichtmuseum. Das hatte aber leider geschlossen. Leider hat es nur Dienstag, Samstag und Sonntag geöffnet. So trösteten wir uns an einer Kibbeling-Bude. Da der Bus nur alle Stunde fuhr und wir einen Bus leider gerade verpaßt hatten, verzichteten wir auch auf eine Fahrt in die Stadt.
Andreas und Heiner kümmerten sich um das Abendessen. Als Vorsuppe gab es ein Tomatensüppchen. Mit Blick auf das Wetter verlegten wir das Grillen in zwei Bratpfannen. Dazu gab es Spätzle und den Rest der Soße vom Boef Bourgignon.
Nach dem Abendessen schauten wir noch ein wenig Fußball. Leon spendierte dazu eine Flasche Killepitsch aus seinen Bordbeständen. Gegen 3:00 Uhr gingen die letzten auf die 2m.
Samstag, den 19.6.2010
Start: Texel
Zeit: 10:12 h
Trip Time: 3:22 h
Trip Odo: 21,5 sm
Trip Dog: sm
AV-Speed: 6,4 sm/h
max Speed: 12,1 sm/h
Ziel: Medemblik
Rudergänger: Leon, Heiner
Zeit: 13:52 h
Anleger: Kai
Odo gesamt: 425,3 sm
Dog gesamt: 398,3 sm
Auch heute zeigte sich der Himmel leider wieder bedeckt. Der Wind kam nach wie mit 6 Bft. aus NNW und frischte später weiter auf 7 Bft. auf.
Nach der langen Sitzung gestern Abend fiel uns das Aufstehen schwer. Aber wir hatten uns auf eine Startzeit von 10:00 Uhr geeinigt.
Nach dem Frühstück kamen wir fast pünktlich los.
Nach dem Verlassen des Hafens merkten wir erst, wie stark der Wind war. Mit zwei Reffs im Großsegel fuhren wir rund 12 Knoten vor dem Wind. Das war mit Blick auf die flachen Stellen, die wir zu überqueren hatten viel zu schnell. Zum einen wird der Bug nach unten gedrückt und setzt so eher auf. Zum anderen wird das Schiff nahezu unsteuerbar, weil das Ruder nicht mehr richtig angeströmt wird. So holten wir um 10:39 Uhr das Großsegel ein. Mit der Fock fuhren wir vor dem Wind immer noch mit rund 6 Knoten.
11:52 Uhr: An der Schleuse Den Oever vor der Brücke festgemacht.
12:01 Uhr: Einfahrt in die Schleuse
12:06 Uhr: In der Schleuse festgemacht
12:09 Uhr: Verlassen der Schleuse mit Kurs auf Medemblik
Gerade rechtzeitig für die zweite Halbzeit Niederlande gegen Japan machten wir um 13:52 Uhr im Hafenteil vor der Brücke am Kai fest.
Nach dem Fußballspiel zauberte Andreas aus den Resten des gestrigen Abends Currywurst und Tomatensuppe als Vorspeise. Ein paar Mädels gingen derweil in die Stadt "winkelen".
Leon und Andreas nutzten die Zeit und beschäftigten sich mit der Verkabelung der Multimedia-PC-Anlage im Salon.
Auf dem Speiseplan für das Abendessen stand heute Schaschlik von Renate. Nach dem Essen schritten wir zur Siegerehrung - das letzte Spiel unseres Crew-Tips war vorbei - und die Sieger hießen - Renate und Mausi. Herzlichen Glückwunsch. Den letzten Abend ließen wir in gewohnter Weise feucht fröhlich ausklingen.
Sonntag, den 20.6.2010
Start: Medemblik
Zeit: 10:23 h
Trip Time: 2:21 h
Trip Odo: 10,7 sm
Trip Dog: 10,7 sm
AV-Speed: 5,0 sm/h
max Speed: 9,0 sm/h
Ziel: Enkhuizen
Rudergänger: Leon
Zeit: 12:13 h
Anleger: Gependam
Odo gesamt: 436,0 sm
Dog gesamt: 409 sm
Man glaubt es kaum - die 18 Tage sind vorbei. Die Zeit verging wie im Fluge. Das Wetter hatte uns zwar nicht so sehr verwöhnt - gleichwohl war es auch nicht wirklich schlecht. Einige schöne Sonnentage waren dabei. Das ist ja einer der Vorteile, wenn man länger reist. Abenteuer haben wir wieder reichlich erlebt. Sie geben wieder Gesprächsstoff für viele Abende. Wir segeln nun schon so viele Jahre - allein mit der La Bohème sind es nun 16 an der Zahl. Jedes Jahr sagen wir immer - das war der beste Törn. Trotzdem gibt es immer noch Steigerungen - so auch in diesem Jahr.
Nun stand uns der letzte Schlag für den diesjährigen Törn bevor. Bei bedecktem Himmel - was auch sonst - legten wir zur gewohnten Zeit kurz nach zehn Uhr mit Ziel Enkhuizen ab. Wir nutzten die Rückfahrt um das Deck zu schrubben. Das Salz von den letzten drei Wochen mußte vom Schiff.
Kurz nach Mittag kamen wir bereits in Enkhuizen an. In aller Ruhe räumten wir auf und packten unsere Sachen. Dann versammelten wir uns ein letztes Mal in der Messe und leerten das letzte Faß.
Nach und nach verabschiedeten sich die Fahrgemeinschaften. Das nächste Wiedersehen gibt es spätestens im August zum Törnnachgriller bei Anke und Andreas in Velbert.